Manja ist 17 Jahre alt und lebt im Leipzig der 1980er Jahre. Ihre beste Freundin Maxie und sie schwänzen die Schule, brechen in Schrebergärten ein und treffen sich im Freibad oder auf dem Rummel mit Jungs, bis Manja im Zimmer des Vertragsarbeiters Manuel von der Volkspolizei erwischt wird und auf die Venerologische Station für Frauen mit Geschlechtskrankheiten kommt. Eingewoben in den Roman sind auch Erlebnisse von Lilo, die in den 1940er Jahren an diesem Ort festgehalten wurde, da sie mit ihrem Vater für den kommunistischen Widerstand gearbeitet hat, und der Sozialarbeiterin Robin, die in den 2010er Jahren in diesem Haus – nun eine Unterkunft für Geflüchtete – tätig ist. Der Roman Herumtreiberinnen erzählt die Geschichten von drei jungen Frauen aus verschiedenen Zeiten und stellt die Frage, welchen Einfluss diese Zeit und die jeweilige Staatsform auf ihre Leben hatten. Ein Haus in der Leipziger Lerchenstraße ist das verbindende Element der drei Erzählstränge.
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Wilpert arbeitet mit Spiegelungen, Verschränkungen und Leitmotiven. [...] Sie thematisiert die Rolle des Verräters in totalitäten Systemen und die heilsame Kraft von Frauenfreundschaften.
Tanya Lieske / Deutschlandfunk "Büchermarkt"
Temporeich, lebendig, teilweise voller Witz und Wärme erzählt die Autorin von ihren Figuren und ihren Widerständigkeiten, mit denen sie den teils aussichtlosen Umständen ihrer Zeiten begegnen.
Lara Sielmann / Missy Magazine
Der Roman "Herumtreiberinnen" geht ins Mark: auch, weil Bettina Wilpert Geschichten erzählt, die ihre eigenen sein könnten: Von jungen Frauen, die einfach tun, was sie wollen, was sie für richtig halten. Und die das Pech haben, in der falschen Zeit am falschen Ort geboren zu sein.
Friedrich Müller / Bayerischer Rundfunk
Die Straßennamen, Beschreibungen der umgebenden Landschaft sowie Erwähnungen kultureller Einrichtungen stellen einen klaren Bezug zu dem realen Vorbild des Handlungsortes her. Offensichtlich hat Wilpert nicht nur in dieser Stadt studiert, sondern sich auch umfassend und tiefgreifend mit dem beschäftigt, was sie schildert. Wer Leipzig ein wenig kennt, erkennt es beim Lesen wieder. Umso bedrückender wirken die Erlebnisse der Protagonistinnen.
Frauke Siebels / MDR Kultur
Vergleichbar ist also gar nicht die Nutzung der Backsteingebäude in den verschiedenen Systemen, vielmehr sind es die Vorstellungen der jungen Frauen von Freundschaft, Liebe und Beziehungen.
Janina Fleischer / Leipziger Volkszeitung
Bettina Wilpert nähert sich der dichten Vergangenheit des Komplexes an der Riebeckstraße. Dynamisch springt der Roman zwischen den Zeitsträngen, verwebt die einzelnen Ebenen behutsam miteinander, wechselt zwischen den Geschichten und Schicksalen der Protagonistinnen. Dreier Frauen, die sich den Anforderungen ihrer jeweiligen Gegenwart nicht beugen wollen – und Herumtreiberinnen bleiben.
Lucia Baumann / kreuzer online
Nach Nichts, was uns passiert ist Bettina Wilpert mit Herumtreiberinnen ein weiterer, äußerst bemerkenswerter Roman gelungen. Er wirft Schlaglichter auf Zeiten politischen Widerstands, grausame staatliche Willkür und nicht zuletzt die wechselhafte Geschichte ein und desselben Gebäudes in der Lerchenstraße als Ort, an dem sich niemand gerne aufhält.
Fabian Thomas / The Daily Frown
Leipzig. Sommer. Universität, Fußball-WM und Volksküche. Gute Freunde. Eine Geburtstagsfeier. Anna sagt, sie wurde vergewaltigt. Jonas sagt, es war einvernehmlicher Geschlechtsverkehr. Aussage steht gegen Aussage. Nach zwei Monaten nah an der Verzweiflung zeigt Anna Jonas schließlich an, doch im Freundeskreis hängt bald das Wort "Falschbeschuldigung" in der Luft. Jonas’ und Annas Glaubwürdigkeit und ihre Freundschaften werden aufs Spiel gesetzt.
Der Roman nichts, was uns passiert thematisiert, welchen Einfluss eine Vergewaltigung auf Opfer, Täter und das Umfeld hat und wie eine Gesellschaft mit sexueller Gewalt umgeht.
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Bettina Wilperts großartiges Romandebüt "nichts, was uns passiert" erzählt davon, wie widersprüchlich Anna und Jonas ihren One-Night-Stand in Erinnerung haben. Jede Wette: Dieses Debüt ist der Start zu einer Schriftstellerlaufbahn, die den Namen verdient. [...] Bettina Wilpert schreibt weder in sagenhaften, hypotaktischen Bandwurm-, noch in expressiven Kurzsätzen. Sie schreibt ein treffsicheres, unübertrieben elegantes, klares Deutsch. Und sie hat einen bedeutsamen, souveränen Roman verfasst, der sich im Buchmarktgerangel leicht übersehen lässt. Das aber wäre ein arger Fehler.
Ursula März / Die Zeit
Eine große Stärke dieses inhaltlich wichtigen und stilistisch bemerkenswerten Romans ist denn auch seine schonungslose Detailfülle. Mit Sätzen, die lange nachwirken.
Bernhard Blöchl / Süddeutsche Zeitung
Punktlandung für Bettina Wilpert und ihren Verlag.
Shou Aziz / Frankfurter Allgemeine Zeitung
Wilperts Roman ist keine bequeme Lektüre, aber ein beeindruckend genau beobachteter, aktueller Beitrag zu einer Debatte, die als #metoo in Hollywood begonnen haben mag, aber Connewitzer und Neuköllner WGs nicht ausspart.
Jana Sotzko / Missy Magazine
Denn Wilpert hat kein Buch geschrieben, das Antworten finden möchte. Es ist vielmehr ein Roman, der Fragen stellt. Wichtiger als das, was nun tatsächlich passiert ist in jenen wenigen Minuten im Bett, sind die Fragen, was Jonas mit seiner Verblüffung über die Anzeige anfangen könnte, wie der Freundeskreis mit Annas Verletzung umgehen soll, und warum es scheinbar leichter ist, sich auf Jonas’ denn auf Annas Seite zu stellen. Die Komplexität des Vorfalls abzubilden, ist die Leistung des Romans. Denn damit fragt er auch danach, wie eine Gesellschaft sich zu einem solchen Ereignis positioniert.
Katharina Bendixen / junge Welt
Ein Paukenschlag zur #MeToo-Debatte.
Die Welt am Sonntag
Durch die #MeToo-Debatte zusätzlich aktuell geworden, führt Wilperts Roman beklemmend und faszinierend zugleich vor, was Literatur leisten kann: wie sie klarer sehen lässt, wenn sie den Bruch vom normalen ins zerstörte Leben von allen Seiten beleuchtet.
Lessing-Förderpreis des Freistaates Sachsen
Der Roman fordert Leserinnen und Leser auf, sich ganz persönlich zu den beiden handelnden Figuren und dem Bild, das von ihnen entsteht, zu verhalten.
Jurybegründung des Kranichsteiner Jugendliteraturstipendiums 2019
Wilpert spürt in ihrem Roman dem Problem der Debatte um Vergewaltigung nach: Solange die Schuld des Täters nicht zweifelfrei bewiesen ist, sieht sich das Opfer Angriffen und Zweifeln ausgesetzt. [...] Kernpunkt dieses klugen Romans ist die Frage, wie Gerechtigkeit für Anna hergestellt werden kann, die für Jonas keine lebenslange Ächtung bedeutet.
Marlen Hobrack / der Freitag
170 Seiten genügen Wilpert, um alle maßgeblichen Fragen und Widersprüche mindestens anzureißen: Welche juristischen, psychologischen, gruppen- und gesellschaftsdynamischen Folgen hat ein sexueller Übergriff, sobald das Opfer Kraft findet, Anzeige zu stellen? [...] Doch darf sie sich missbraucht fühlen? Darüber sprechen? Daran lässt das wichtige, komplexe Buch keine Zweifel.
Stefan Mesch / Deutschlandfunk Kultur