Bettina Wilpert war Teil des Redaktionskollektivs des Buches zum 30-jährigen Conne Island Jubiläum. Auf dem Klo habe ich noch nie einen Schwan gesehen stellt die Geschichte des linken Kulturzentrums aus biografischen Perspektiven dar. Es erzählt von den Anfangszeiten in den 90ern, als den Nazis auch mal »einen auf den Gong gegeben« wurde, davon, wie es war Punker in der DDR zu sein, oder wie es sich als einzige Schwarze auf einem Hardcore-Konzert anfühlt. Ein Skater erzählt, wie er zu seinem Lieblingshobby fand, eine DJ, dass sie ohne das Conne Island nie auf die Idee gekommen wäre, aufzulegen, oder eine Aktivistin, warum sie dem Ort den Rücken gekehrt hat. Natürlich darf auch die Reflexion des allwöchentlichen Montagsplenums und der Streitkultur in solch einem Buch nicht fehlen.
Das Buch blickt auf linke Sozialisation in Ost- und Westdeutschland und zeichnet aus persönlicher Sicht Debatten und Diskussionen der letzten Jahre nach. Durch die Erinnerungen entsteht nicht nur ein Blick auf Jugend- und Subkulturen der letzten 30 Jahre, sondern es wird auch die Geschichte Ostdeutschlands aus linker Perspektive erzählt.
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Gemeinsam mit Markus Streb und Dr. Fruzsina Müller erarbeitete Bettina Wilpert in Kooperation mit dem Initiativkreis Riebeckstraße 63 und der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig einen Rundgang über das Gelände der Riebeckstraße 63.
Der Rundgang mit dem Titel Die ehemalige Städtische Arbeitsanstalt in Leipzig zur Zeit des Nationalsozialismus, der DDR und heute blickt auf die knapp 130-jährige Geschichte des Komplexes Riebeckstraße 63, die vor allem von Ausgrenzung, Verwahrung und Disziplinierung gesellschaftlicher Außenseiter*innen geprägt ist.
Die 1892 eröffnete Arbeitsanstalt diente zunächst vor allem der Disziplinierung ihrer Insass*innen und verfügte über ein eigenes Nachtasyl für Obdachlose. Zur Zeit des Nationalsozialismus war die Riebeckstraße beispielsweise ein vielfältig genutzter Haftort, Sammellager für Jüdinnen*Juden und Drehscheibe ziviler Zwangsarbeit in Leipzig. In der DDR befand sich auf dem Gelände eine Außenstelle der Psychiatrie und eine Venerologische Station (Station für geschlechtskranke Frauen), in der deviante Frauen eingesperrt wurden.
Im Rundgang werden Brüche und Kontinuitäten des Gebäudekomplexes in Bezug auf die Diskurse Arbeit, Sexualität und Devianz beleuchtet und besonders der Alltag von Betroffenen anhand biografischer Beispiele veranschaulicht.